Je schneller, je höher - Anlaufgesschwindigkeit im Stabhochsprung
Dr. Bettina Perlt, Institut für Angewandte Trainingswissenschaft - Forschung für den Leistungssport.
Der Stabhochsprung ist eine der technisch anspruchsvollsten Disziplinen der Leichtath-letik. Es ist die einzige Sprungdisziplin, bei der auch nach dem Absprung das Ergebnis – in diesem Fall die übersprungene Höhe – durch den Sportler beeinflusst werden kann.
Ehe es jedoch in die Höhe geht, muss der Sportler mit dem Stab den Anlauf zurücklegen. Anfangs wird der Stab aufgerichtet vor dem Körper getragen, dann auf den letzten Stab abgesenkt und in den Einstichkasten eingestochen. Der Sportler hat mit dem Sprungbein den letzten Bodenkontakt, rollt sich nach der C-Position am Stab auf und überwindet nach der Streckung mit anschließender Körperdrehung die Latte.
Der Anlauf ist eines der Schlüsselelemente. Er ist auf das Erreichen einer möglichst hohen Anlaufgeschwindigkeit als eine notwendige Voraussetzung für Spitzenleistungen im Stabhochsprung ausgerichtet. Mehr als 80 % der energetischen Voraussetzungen werden im Anlauf erzeugt (Czingon, 2004). Ziel ist es, dem Körperschwerpunkt eine mög-lichst hohe kinetische Energie zum Beginn des Absprungs zu verleihen, die dann im weiteren Verlauf des Sprungs in potentielle Energie umgewandelt wird (Schade, 2012).
Bereits Mitte der 1960er-Jahre wurden am Vorgängerinstitut des IAT Messungen zur Be-stimmung der Anlaufgeschwindigkeit mithilfe opto-elektronischer Verfahren (Lichtschranken) im Stabhochsprung durchgeführt. Auch international setzte sich diese Me-thode durch und kam bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen zum Einsatz.
Seit 1990 sind die Positionen der Doppel-Lichtschranken unverändert:
bei den Männern 16, 11 und 6 m und bei den Frauen 15, 10 und 5 m vor der Rückwand des Einstichkastens. Für die männliche Jugend und den Zehnkampf gelten 15,5, 10,5 und 5,5 m.
1993 wurde am IAT damit begonnen, die Anlaufgeschwindigkeiten mit dem LAVEG der JENOPTIK GmbH zu erfassen. Mit dem Infrarotlaser wird die Entfernung des Sportlers vom Gerät im zeitlichen Abstand von 0,02 s erfasst. Es liegen somit 50 Messwerte pro Sekunde vor. Die Sportler laufen auf einen ausgemessenen Nullpunkt zu (Rückwand des Einstichkastens). Durch Interpolation werden genau für die Positionen, an denen sonst die Lichtschranken stehen, die Zeiten bestimmt. Aus der entsprechenden Zeitdifferenz wird für jeden der beiden Messabschnitte die mittlere Geschwindigkeit berechnet.
Messungen der Anlaufgeschwindigkeiten erfolgten am IAT im Rahmen zahlreicher Wettkampfbeobachtungen. Der statistische Zusammenhang zwischen Anlaufgeschwindigkeit und übersprungener Höhe wurde seit 1966 wiederholt nachgewiesen (Adamczewski & Dickwach, 1991; Adamczewski & Perlt, 1997, 2007; Linthorne & Weetman, 2012). Man kann sagen, dass mit einer um 1 m/s höheren Anlaufgeschwindigkeit einen halben Meter höher gesprungen werden kann. Die Geschwindigkeit ist dabei nur einer der leistungsbestimmenden Faktoren.
Abbildung 2 zeigt für eine Deutsche Jugendmeisterschaft sehr deutlich den Zusammenhang zwischen Absprunggeschwindigkeit und übersprungener Höhe. Man erkennt, dass die Erstplatzierten in der Punktwolke oben rechts zu finden sind, d. h., dass sie eine höhere Anlaufgeschwindigkeit realisieren. Es zeigt sich auch, dass es Abweichungen gibt. So stellt sich z. B. die Frage, ob der Sportler auf Platz 6 generell nicht schneller laufen kann (fehlende Leistungsvoraussetzung Laufschnelligkeit) oder ob er zwar schnell laufen, aber dies mit dem Stab nicht umsetzen kann (fehlende Armkraft und/oder Technik).
Die LAVEG-Messungen liefern zusätzlich Angaben zum Geschwindigkeitsverlauf.
Dr. Bettina Perlt (1956) studierte und promovierte an der Sektion Physik der Karl-Marx-Universität in Leipzig. 1982 begann sie ihre Tätigkeit im Labor Biomechanik des FKS (Forschungsinstitut für Körperkultur und Sport) in Leipzig. Seit der Gründung 1992 arbeitet sie am Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT). Hier ist sie bis heute als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Fachgruppe Wurf/Stoß im Fachbereich Kraft-Technik tätig. Mehr als 20 Jahre hat sie für den Stabhochsprung gearbeitet und entwickelte u.a. auf der Grundlage zahlreicher Wettkampfanalysen das MIS* Stab.
Aktuell beschäftigt sie sich mit der Neu- bzw. Weiterentwicklung der MIS für Kugel, Speer, Diskus und Hammer. Zeitsynchrone Videoaufnahmen sowie ggfs. dynamometrische Messungen werden datenbankbasiert aufgezeichnet und gespeichert. Die Auswertungen der Messungen und Videoaufnahmen bilden die Basis für wissenschaftlich fundierte Trainingsempfehlungen für Trainer und Athleten.
*MIS: Mess- und Informationssystem
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